Bericht von Dirk:
Der Mann mit dem Hammer kommt.
Die heutige Etappe ist auf dem Papier leichter im Vergleich zur gestrigen. Zwei Kilometer kürzer und satte 600hm weniger. Hört sich nach einem Klacks an! Leider wird erst bei genauerem Blick deutlich: Ein fieser Berg mit dem schönen Namen "Idjoch" steht zwischen uns und dem Ziel und will überwunden werden. Das bedeutet: Direkt nach dem Start 1400 Meter in die Höhe steigen und den 2737 Meter hohen Gipfel bezwingen. Auch das wäre ja an sich noch relativ gut machbar, wären da nicht folgende äußere Bedingungen: Am Start Dauerregen, ca. 10 Grad. Dann ein Anstieg, der keine Zeit zum Verschnaufen lässt (1400hm auf 12km). Die Temperatur fällt mit jedem Höhenmeter, bis sie dann in 2700 Metern Höhe wenigstens das Erbarmen hat, nicht unter den Gefrierpunkt zu fallen. Bei 1,8 Grad bleibt das Quecksilber (wir haben natürlich was leichteres dabei) stehen. Hinzu gesellen sich leichter Schneefall und eisige Winde, so dass Marcus und ich sich kurz vor dem Gipfel, den wir übrigens auch nur schiebender Weise erreichen, doch dazu entschließen, unsere Windstopperjacken anzuziehen. Dies ist eine gute Entscheidung, denn bei der nun folgenden, fast 10km langen Abfahrt ist es immer noch bitter kalt. Marcus rauscht ungefedert in die Tiefe und ließ dabei so manchen vollgefederten Biker hinter sich (Anwesende eingeschlossen).
Nach einigen kleineren Buckeln folgt dann der zweite Berg des Tages, mit allerdings nur läppischen 400hm Anstieg auf knapp 2000 Meter Höhe. Trotzdem ist es für mich eine Qual, den heute will mein Puls einfach nicht in die notwendigen Höhen kommen, die Beine sind schwer, und das Bike fühlt sich ungefähr 5kg schwerer an, so dass Marcus die Führungsarbeit am Berg übernehmen muss und mich sogar gelegentlich anschiebt. Auf der Abfahrt, die auch fast 10km lang ist und dabei ca. 1000hm vernichtet liefern wir uns schöne Duelle mit anderen Teams. Trotz der fehlenden Federung ist Marcus natürlich wieder überall der schnellste, wenngleich ich ein einmal kurz überholen konnte
Der Rest der Etappe führt mit leichten Anstiegen nach Scoul in der Schweiz, und Marcus und ich können erstaunlicher Weise nochmal richtig Gas geben und einige Platzierungen gut machen. Lohn der Qual: Platz 161 in unserer Altersklasse, im Gesamtklassement ist alles gleich geblieben: Wir stehen weiterhin auf Platz 260 gesamt und 157 in der AK "Men".
Source: MTBS-Archiv